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Storchenpopulation und Kirtagswochenende

Liebe Gemeindebürgerinnen und Gemeindebürger!

Seit mehr als 40 Jahren findet der St. Peterer Kirtag statt. Im Rahmen des Kirtags veranstaltet „Die Wirtschaft St. Peter/Au“ traditionell ein Marktfest gemeinsam mit zahlreichen anderen Organisationen und Vereinen. Gemeinsam mit der St. Peterer Meile stellt dieses Feierwochenende einen Fixpunkt im Veranstaltungskalender unseres Ortes dar.

Auch heuer hat sich einmal mehr ein Storchenpärchen auf dem Haghofschloss niedergelassen. Die Störche sind bereits Anfang April in St. Peter gesichtet worden und zwei Jungstörche wurden geboren. Nach rund einem Monat Brutzeit werden die Jungstörche einen weiteren Monat von den Eltern bewacht. Die Geburt der Jungstörche liegt laut dem Hauseigentümer bereits mehr als drei Wochen zurück.

Eine Veranstaltung wie das Marktfest muss nach dem NÖ Veranstaltungsgesetz angemeldet werden. Eine Untersagung der Veranstaltung aufgrund der Störche – wie von manchen gefordert – wäre auf dieser Grundlage rechtlich gar nicht möglich und liegt somit nicht in der Kompetenz des Bürgermeisters.

Nichtsdestotrotz habe ich das Gespräch mit den Veranstaltern gesucht, worauf sich diese an den Naturschutzbeauftragten des Landes NÖ gewandt haben. Hier wurde mitgeteilt, dass Störche typische Kulturfolger seien und ein gewisses Maß an Störung gewohnt seien. Plötzliche und intensive Lärm- und Lichtreize (z.B. Feuerwerk, Knalleffekte und Lichtprojektionen) sind aus Gründen des Artenschutzes aber zu unterlassen, ebenso Drohnenflüge im unmittelbaren Horstbereich. Weiters heißt es: „Auch wenn die Brutzeit und Zeit der Jungenaufzucht grundsätzlich eine sensiblere Phase darstellt, ist davon auszugehen, dass bei Beachtung der oben genannten Vorgaben die von Ihnen beschriebenen Aktivitäten von den Weißstörchen toleriert werden und kein negativen Auswirkungen im Sinn des § 18 Abs. 4 NÖ Naturschutzgesetz 2000 zu erwarten sind.“

Wiewohl die Störche aufgrund der unmittelbaren Nähe zur Sirene der Freiwilligen Feuerwehr in den vergangenen Wochen wohl auch mit plötzlichen und lautstarken Geräuschen vertraut sind, wurde seitens der Veranstalter zugesichert, die Bühne leicht gedreht auszurichten, um schalltechnisch eine Verbesserung erzielen zu können. Weiters wurde versichert, dass ein ganz besonderes Augenmerk daraufgelegt wird, dass jegliche Lichtprojektion in Richtung des Horstes unterbleibt.

Als Bürgermeister habe ich mich auch dort erkundigt, wo man als Gemeinde wohl mehr Erfahrung im Umgang mit Störchen hat. Daher habe ich bei der Stadt Rust im Burgenland nachgefragt. Dort fand etwa am letzten Wochenende ein Open-Air-Konzert mit vier Bands mitten im Ortszentrum statt, wo selbst am Plakat ein Storch über die feiernden Menschen aus seinem Horst thront. Ich erhielt die Auskunft, dass immer wieder derartige Veranstaltungen in Rust stattfinden. Besondere Maßnahmen oder Restriktionen aufgrund der Störche gäbe es dabei jedoch nicht. Problemen seien diesbezüglich auch nicht bekannt, vielmehr seien die Ruster Störche immer recht neugierig und würden sogar bei Veranstaltungen die Nähe zu den Menschen suchen.

Seien Sie gewiss: auch ich finde die Störche sehr eindrucksvoll, besonders die Jungstörche faszinierend und süß und ich beobachte insbesondere mit meinen Kindern auch gerne das Verhalten dieser imposanten Tiere. Aufgrund all der oben angeführten Rechtsauskünften, Recherchen und eingeholter Erkundigungen wird das Marktfest aber auch heuer stattfinden. Als Bürgermeister zähle ich dabei auf das Verantwortungsbewusstsein der Veranstalter und werde auch einfordern, dass Knalleffekte und Lichtprojektionen unterlassen werden und mit bestem Wissen und Gewissen alles getan wird, dass Mensch und Tier nebeneinander existieren können!

Mit freundlichen Grüßen
Bürgermeister Johannes Heuras