Von der Burg zum Schloss

Eine Burg bestand in St. Peter in der Au in der Babenbergerzeit bereits vor 1100. Es ist anzunehmen, dass sie wegen der günstigen Verteidigungslage dort errichtet wurde, wo heute die Kirche steht.

Dieses „feste Haus“ war einer der Sitze des um 1125 urk. bezeugten Edelfreien Egeno von Owe (Owe = St. Peter), des bekanntesten Vertreters des Geschlechtes der Herren von Url, der nachweislich der erste Vogt des Stiftes Seitenstetten war. 

Nach dem Aussterben der Herren von Url gelangten um 1180 die Herrschaft und die Burg in den Besitz des mächtigen Geschlechtes der Herren von Lengenbach, die Domvögte von Regensburg waren. In ihre Zeit fallen die Errichtung der Wasserburg, der Kirche, der Pfarre und die planmäßige Anlage des Marktes, sowie die Ausstattung mit dem landesfürstlichen Marktrecht um 1220. 

Nach dem gewaltsamen Tod Ottos V. von Lengenbach (1236) zog Friedrich der Streitbare als Landesfürst dessen Besitz an sich. Nachdem Rudolf von Habsburg 1277 dem Stift Admont Besitzrechte in St. Peter zuerkannt hatte, ließ das Stift bei der Burg Mauern und Gräben erneuern und neue Gebäude errichten. 

Admont blieb jedoch nicht lange bei seinen St. Peterer Besitzungen. 1298 wurden die „ burch ze sand Peter in der Awe mit dem Markt  und den dar under leit“ an das Bistum Freising verpfändet. Die Rückgabe der Pfandherrschaft an den Landesfürsten erfolgte 1230. In der Folge lösten verschiedene Pfandherrschaften einander ab. Bis 1586 war St. Peter dann ununterbrochen landesfürstlich und wurde zeitweise von Pflegern und Burggrafen verwaltet. 

Der Wiederaufbau der in einer Fehde um 1400 zerstörten Burg geschah ab ca. 1560 unter Georg, Katharina und Wilhelm Seemann von Mangern. Letzterer erwarb 1586 durch Kauf die Herrschaft von Kaiser Rudolf II. Für die Renovierung des baufällig gewordenen Turmes ist ein italienischer Baumeister bezeugt. Die Baulichkeit wurde durch Trakte an der Nord- und Westseite erweitert und Schloss und Wehrkirche mit einem überdachten Bogengang verbunden. Die Gestaltung des Arkadenhofes ist auf die Zeit um 1621 zurückzuführen. Die jetzige Gestaltung der Südseite stammt aus der Zeit um 1845.

Unter dem Titel einer „Viertelsfeste gegen die Türken“ wurde die Burg ausgebaut, gleichzeitig aber auch im Sinne der Repräsentation in das Renaissanceschloss eines Adeligen in hoher Stellung umgewandelt. Der Turm erhielt nachweislich eine Barockzwiebel aufgesetzt. Verschiedene Räume wurden in der Folgezeit mit Stuckdecken ausgestattet, von denen nur die in einem kleinen Raum im 1.Stock des Traktes an der Südseite erhalten geblieben ist.

An die Zeit der Reichsgrafen bzw. zuletzt eines Fürsten von Windischgrätz (Schreibweise heute: Windisch - Grätz), die die Herrschaft St. Peter von 1682 bis 1845 innehatten, erinnern nur die Grabplatte des Reichshofratspräsidenten und Konferenzministers Ernst Friedrich von Windischgrätz, der in St. Peter verstarb und hier begraben ist und die hinter dem Altar der Pfarrkirche befindliche Gruft. 

1851 erwarb Graf Arthur von Segur - Cabanac, Generalmajor .R., Nachkomme einer französischen Emigrantenfamilie, die Herrschaft mit dem Schloss, das nach der Aufhebung der Grundherrschaften im Jahre 1848 nicht mehr Herrschaftssitz mit obrigkeitlichen Vollmachten, sondern nur mehr ein Wohnsitz und mit dem dazugehörigen landwirtschaftlichen Besitz Mittelpunkt eines Gutsbesitzes war. 

Nach dem Verkauf des Schlosses und seiner Gründe durch die Familie Segur - Cabanac im Jahre 1948 an die Marktgemeinde St. Peter/Au scheinen als Besitzer des Schlosses die Landesstelle NÖ des Roten Kreuzes und die Inhaber der Fa. Lugmair auf. 1999 erwarb die Marktgemeinde St. Peter/Au das Schloss, das mit Hilfe der NÖ Landesregierung im Zusammenhang mit der Landesausstellung 2007 eine imposante Neugestaltung erfuhr. Das einstige Renaissanceschloss soll in Zukunft nicht nur Gemeindeanliegen, sondern insgesamt auch regionalen Zwecken dienen. 

Bis zu den heutigen Umbauarbeiten war das Schloss hinter einem hohen Zaun in einen Dornröschenschlaf versunken. Die Wiedererweckung für Ortsbild und lokales Bewusstsein erfolgt durch die bauliche Freistellung. Die neue Hauptstiege nutzt den zentralen Bergfried und schneidet spektakulär durch die 3,50 Meter dicke Außenmauer. Der Eingriff wurde nicht vertuscht, die Schnittflächen sind sichtbar. Im Obergeschoss findet sich der neue Festsaal sowie historische Prunkräume des 16. Jahrhunderts. Süd- und Ostflügel des Obergeschosses werden nach der Landesausstellung das Gemeindeamt von St. Peter in der Au beherbergen. Der Innenhof wurde überdacht. Das Bundesdenkmalamt forderte möglichst geringe Eingriffe, der Hofgrundriss ist asymmetrisch. Die lösende Antwort besteht in einem hydraulischen Großschirm mit unterschiedlich langen Schirmarmen geführt. Damit ist weltweit erstmals ein vollständig einfahrbarer Schirm dieser Größenordnung ausgeführt worden.