Ein Schloss und seine Geschichte


Wenn das Schloss heute das Gemeindeamt beherbergt, zum Sitz für das Standesamt geworden ist und für kulturelle Veranstaltungen, Tagungen, Konferenzen und Seminare zur Verfügung steht, dann birgt das schon eine gewisse Symbolik in sich. War dieses Gebäude als Herrschaftssitz einst Zentrum von Macht und manchmal auch Unterdrückung, so ist es durch die neue Nutzung zu einem Haus für alle geworden.

Dies ist einer Gemeindeführung zu verdanken, die 1999 mit viel Weitblick und Überzeugungskraft den Schritt zum Kauf des Gebäudes gewagt und zweifellos damit gewonnen hat. Mit viel Gefühl und Achtung vor der jahrhundertealten Bausubstanz hat der Architekt die Renovierung und den Umbau vorgenommen. Der Turm wurde durchschnitten und somit das Haus über eine einladende Treppe weit geöffnet, ohne dadurch etwas von seiner ursprünglichen Faszination zu nehmen. So weht sozusagen der Geist der Vorfahren durchs Schloss, während es durch seine moderne Infrastruktur zum zeitgemäßen Treffpunkt der Gemeindebürgerinnen und –bürger gediehen ist.

Die ältesten Nachrichten über die Herrschaft St. Peter reichen bis ins 13. Jahrhundert zurück. Als erster nachweisbarer Besitzer gilt der Domvogt von Regensburg, Otto V. von Lengenbach. Oftmaliger Besitzerwechsel weist eine verwirrende Vielzahl an Schlossherren auf, aus denen einer besonders zu erwähnen ist, nämlich Wilhelm Seemann von Mangern, den die Bauern im Zuge des Aufstandes von 1596/97 im eigenen Schloss gefangen hielten. Dabei widerfuhr ihm eine besondere Demütigung dadurch, dass ihm die Bauern seinen Degen abgenommen hatten. Schließlich wurde er wieder freigelassen und er erhielt seinen Besitz zurück. Zur Strafe mussten die männlichen Untertanen bis ins Jahr 1847 am Jahrestag der Belagerung vor dem Herrschaftsbesitzer niederknien, um Vergebung für die Schandtaten ihrer Vorfahren bitten und das Schwert des Rebellenführers als Symbol der Wiedergutmachung an den Schlossherrn übergeben.

Bis ins 20. Jahrhundert wechselten die Besitzer neuerlich sehr häufig, ehe das Haus schließlich nach dem Zweiten Weltkrieg in Privatbesitz gelangte und 1999 von der Marktgemeinde St. Peter in der Au gekauft wurde.

Das Schloss besteht aus einem zweigeschoßigen Vierflügelbau, der einen unregelmäßigen viereckigen Hof umschließt, welcher im 17. Jahrhundert durch den Einbau von Laubengängen verändert wurde. Eine Darstellung aus dieser Zeit zeigt den Turm noch mit einem Zwiebelhelm, der inzwischen dem wiederhergestellten Zinnenkranz Platz gemacht hat. Besonders hervorzuheben ist der gedeckte Bogengang zur Pfarrkirche, eine Rarität in seiner Art. Dieser Gang und die Brücke zum Eingangsportal an der Hauptfront überspannen den Wehrgraben, der einst mit Wasser gefüllt war. Ein Rest dieses Wassergrabens ist als Teich erhalten.