Sagen aus dem Mostviertel

(Quelle: Sagen aus dem Mostviertel: Band I und II)
 

Das Oo-Häuserl von Kürnberg

Das Oo-Häuserl zwischen Kürnberg und Neustift rutschte einst im Zuge eines mehrtägigen Unwetters den Hang hinunter. Als der entsetzte Häuslmann verzweifelt schrie: “ Oo, Häuserl, oooo, Häuserl, bleib stehn!!!”, kamen die Berg- und Wassermännlein und retteten sein Haus.

Da viele Nachbarn seine “Oo-Häuserl-Rufe” gehört hatten blieb dieser Name erhalten.

Der betfaule Holzknecht

In der Nähe von Kürnberg war es Sitte, dass am Anfang und Ende der Arbeit der Bauern und Holzknechte “In Gottes Namen!” gesagt und daraufhin der Rosenkranz gebetet wurde.
Ein junger Holzknecht wollte sich eines Tages vor dem Gebet drücken und ging statt dessen ins Wirtshaus. Auf dem Weg dorthin hörte er plötzlich das Geräusch des Holzschneidens, das immer wilder und wilder wurde. In seiner Angst schrie er:
 “Hört auf in Gottes Namen!” – Sofort verstummte der Höllenlärm und der Holzknecht ging eiligst wieder zum Rosenkranzbeten zurück.

Die Linde von Kürnberg

Am Eingang ins Dörfl Kürnberg, von St. Peter in der Au kommend, steht eine mächtige Linde. Sie besteht eigentlich aus sieben Stämmen, die nur den knorrigen Wurzelstock, der ungefähr ein Meter aus der Erde ragt, gemeinsam haben. Unter der hohen, breiten Krone lädt ein Bankerl zur Rast ein. – Zur Blütezeit weht ein süßer Duft hernieder, Das Summen der Bienen und Hummeln ist dem Rauschen einer Orgel vergleichbar. Wer richtig zu ruhen weiß, den entrückt der Duft in eine ferne Zeit.-
Dieser Baum weiß um manche Geheimnisse, welche nie offenbar wurden. So auch darum, dass sich hier mutige Männer trafen um für eine “gerechte Bauernsach” zu kämpfen.

Die Pestsäule von Kürnberg

Auf dem Weg von Kürnberg nach Weistrach steht eine Pestsäule aus Granit. Wer sie wohl errichtet hat? – Die darauf eingemeißelte Jahreszahl ist nicht einwandfrei zu entziffern.
Man könnte das Jahr 1351, aber ebenso 1651 ablesen. Da es aber im Mostviertel eine ganze Reihe von Pestjahren gegeben hat, soll darum nicht gefeilscht werden.
Wesentlich ist nur, dass gottesfürchtige Menschen zum Dank, dass sie überlebt hatten, diese Säule errichteten.

Das Goldloch auf dem Plattenberg bei Kürnberg

Auf dem Plattenberg bei Kürnberg war einst ein Loch von grausiger Tiefe. Man dachte, dass Gold in der Tiefe sein müsse und um diesen Schatz heben zu können, sollte man an einem Palmsonntag mit Beginn der Passion in das Goldloch steigen und noch vor Schluß wieder aus dem Loch heraus sein, wollte man nicht für immer in der grausigen Tiefe bleiben.
Ein Kürnberger Schuster hatte es gewagt und baute mit dem gehobenen Golde das jetzige Obermeierhäusl. Dies sprach sich herum und kurze Zeit später kamen drei Männer aus Steyr auf den Plattenberg, hoben heimlich den Schatz und verschwanden damit. Drei andere Männer zwängten sich später einmal durch einen Felsspalt in der Nähe des Goldloches in einen unterirdischen Gang. Dieser erweiterte sich zu einem riesigen Felsendom, dessen Boden ein tiefschwarzer See bedeckte. Auf einmal erhob sich ein fürchterlicher Sturm mit Blitz und Donner und ein schwarzes Gespensterschiff schoss auf die Männer zu. Da nahmen sie Reißaus und von da an wurde das Goldloch gemieden. Mit der Zeit brachen alle Zugänge ein und niemand kann mehr nachsehen, ob die Steyrer etwas übriggelassen haben.

Unheimliches aus St. Peter in der Au

Da ja der Teufel und auch seine Verbündeten in und um St. Peter nicht geschlafen haben, trugen sich hier ebenfalls sonderbare Geschichten zu. So erzählt man, dass mancher mit Hilfe des Teufels gearbeitet, doch im letzten Augenblick seine Seele wieder gerettet hat. Die Mistausfuhr besorgte der Teufel bei manchen Bauern selbst. Ein Bauer jedoch musste zu seinem Schrecken sehen, wie ein vollbeladener Mistwagen auf seinem Hausdache stand und der Gehörnte darauf mit hämischem Grinsen saß. –
Die Bürger von St. Peter konnten ihre Spielleidenschaft auch an heiligen Tagen nicht zähmen. Als sie wieder einmal an einem solchen Tage auf der Kegelbahn standen, hörten sie nebenan jemand kegeln und grässlich lachen. Da auch eine Kugel verschwunden war, wussten sie, dass der Gehörnte es war und verließen unter vielen Bekreuzigungen fluchtartig die Kegelstatt. –
Auf den Wiesen vor den Bauernhäusern Murschenhof sah man immer eine große Anzahl von Lichtlmännern sich bewegen. Wollte ein Neugieriger die Lichtlmänner belauschen, so kam er in “Verzuckung” , d. h. er verschwand und wurde nie mehr gesehn. Auch in der Gemeindelacke am Ausgang von St. Peter in der Richtung nach Steyr saß lange Zeit ein Geist mit einem brennenden Licht. –
Angeblich soll das Schloss in St. Peter acht unterirdische Gänge zu nahegelegenen Bauernhäusern besitzen, welche früher befestigt gewesen sein sollen. Deshalb liegt auch die Annahme von versteckten Schätzen in diesen Gängen nicht fern. –
Der “Niemandswinkel” westlich von St. Peter/Au ist ein dreieckiges Grundstück, um welches sich niemand annahm, denn die Leute hielten diese Stelle für einen verhexten Platz, wo es nicht recht geheuer war. –
Bekannt waren auch die grauen Männlein von St. Peter, die dann erschienen, wenn einer über den Grenzstein ackerte oder mähte. Die Versetzung von Grenzsteinen hatte zur Folge, dass der Leibhaftige sich nachher anmeldete. (Pum)

Wie die Bauern von St. Peter ihrem Schlossherrn Abbitte leisten mussten (1598-1848)

Im Zusammenhang mit der Niederwerfung des Bauernaufstandes in St. Peter in der Au am Ende des 16. Jahrhunderts verlangte der damalige hartherzige Grundherr Wilhelm von Seemann von den Bauern am 1. Oktober 1797 als Sühne:

  1. eine schriftliche Abbitte,
  2. die Verantwortung in Wien,
  3. die Zahlung von 1000 Gulden in einigen Jahresraten und
  4. die alljährliche Abbitte aller Männer über 15 Jahre am Lichtmesstage, dem Tage der Belagerung des Schlosses durch die Bauern, mit weißen Stäben in den Händen und Übergabe einer vergoldeten Wehr im Werte von 15 Gulden.

Diese Abbitte wurde tatsächlich durchgeführt und erst das Jahr 1848 machte dieser Schande ein Ende. Heute noch ist in der Ortschronik von St. Peter der Inhalt jener Abbitte aufgeschrieben, die die Bauern wortwörtlich durch einen Vorsprecher darbringen mussten.

Die Geisterleiten bei Bruckbach

Auf der neben der Url führenden Straße von St. Peter in der Au nach Ertl kommt man zu einem Steinbruch, der Geister- oder Klempererleiten heißt. Da der Teufel dort schon seit jeher sein Unwesen getrieben hatte, wurde dieses Wegstück bei Einbruch der Dunkelheit selten begangen. Musste einer vorbei, so krachten viele Steine herab, ein Höllenlärm begann, woraus man das Lachen des Teufels hörte.
Ein verspäteter Wanderer, dem des Teufels unheimliches Spiel nicht erspart blieb, und der eine ganze Nacht in Angst und Bangen, hinter Steinen versteckt, verbrachte, ließ zum Dank für den gut überstandenen Schrecken eine Kapelle errichten.

Die Türkenkapelle von St. Michael

Zur Zeit, als die Türken sengend und brennend durch das Mostviertel zogen, trug sich bei St. Michael folgendes zu, wovon uns heute noch eine Kapelle Kunde gibt: Als die türkischen Reiterscharen auf dem Wege nach St. Michael waren und zwar an der Stelle, wo später die Kapelle hingebaut wurde, fingen die Glocken von St. Michael von selbst zu läuten an und vertrieben so die erschreckten Türken. In der Kapelle sieht man heute noch ein Bild, das uns das Geschehene darstellt.

Der Teufel im Schallgraben

Unweit von St. Peter, am Hügel nach St. Michael, trieb der Teufel beim Bauernhause Schall sein Unwesen. Jede Nacht, in der elften bis zwölften Stunde, hörten die Leute ein furchtbares Getöse. Der Teufel trieb hier sein böses Spiel. Die Leute hatten solche Angst, dass sie den Prälaten von Seitenstetten um Abhilfe baten. Erst durch die Weihe eines Bildes, welches auf einem Baume aufgehängt wurde und heute noch zu sehen ist, konnte man den Teufel verbannen.